Das „Matronenheiligtum“, der teilrestaurierte Matronenkultplatz „auf dem Addig“ bei Bad Münstereifel-Nöthen ist ein bedeutendes Zeugnis aus der gallorömischen Zeit.

Bekannt war der „Heidentempel“ nachweislich bereits um 1880, ausgegraben wurde er von 1913 – 1918. Bei der Freilegung der Grundmauern stellte man drei Bauphasen aus der Zeit von ca. 100, 200 und 330 n. Chr. fest. Die heute sichtbaren Mauerzüge zeigen eine Matronencella, einen offenen Hof und eine Basilika aus der dritten Bauphase. Ein sechseckiges Säulentempelchen innerhalb des Hofes und ein Brunnen sind aus allen drei Bauphasen nachweisbar.

Nach 400 wurde der Tempel gewaltsam zerstört. Die Gebäude wurden demontiert und teilweise in Brand gesetzt. Die Weihesteine wurden in Stücke geschlagen, häufig die Köpfchen der Matronen einzeln abgetrennt. Da aus dem Fundmaterial kein vollständiger Bildnisstein vorhanden war, wurde um 1970 der Abguss eines Matronensteins von Nettersheim aufgestellt. 1991 fand man in der Kirche von Weyer einen großen Weihestein für die vacallinehischen Matronen. Eine Nachbildung dieses Steins steht inzwischen ebenfalls im „Heidentempel“, außerdem ein kleiner Inschriftenstein. Die vacallinehischen Matronen waren die göttlichen Ahnmütter des wohl keltischen Stammes der Vacallis.

Der Matronenkult war eine Mischreligion. Die Verehrung von drei Göttinnen ist keltische Tradition, die Kleidung dagegen entspricht der Festtagstracht der germanischen Ubier, während die Inschriften römisch sind. Auf ihrem Schoß tragen die Göttinnen meist Schalen mit Obst, die ihre Schutzfunktion über die Fruchtbarkeit der Erde und den Kreislauf der Natur dokumentieren.

Literatur

  • H. Lehner: Der Tempelbezirk der Matronae Vacallinehae bei Pesch, Bonner Jahrbücher 125, 1919
  • Matronen und verwandte Gottheiten, Beihefte der Bonner Jahrbücher, Bd.44, 1987
  • S. Lange: Wo Göttinnen das Land beschützten. Bad Münstereifel 1995
Übersicht des Matronenheiligtums
Replik Matronensteine